Kinder mit und ohne Beeinträchtigung lernen gemeinsam

Foto: Frau Prof. Dr. Ziemen beim Vortrag im PDG

Referat über Inklusion aus der Perspektive dessen, was die Schule zu leisten in der Lage ist.

Die KAP organisierte am 21. 11.2018 im Plenarsaal des PDG eine Veranstaltung zu der Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Schule in der Lage ist, inklusiven Unterricht zu erteilen. Die Redner zu dieser Thematik waren Dirk Schleihs, Direktor des ZFP (Zentrum für Förderpädagogik), und Frau Prof. Dr. Ziemen von der Uni Köln (Professur für Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger Behinderung mit dem Forschungsschwerpunkt Inklusion). Es ging bei dieser Thematik dabei, im Rahmen einer systemischen Herangehensweise zu ergründen, welche Voraussetzungen eine Schule auf dem Weg hin zu einer inklusiven Pädagogik erfüllen muss, damit Kinder mit und ohne Beeinträchtigung erfolgreich gemeinsam lernen können.

Der Direktor des ZFP präsentierte dabei die Bemühungen der DG, das Unterrichtswesen in vielen kleinen Schritten auf den inklusiven Unterricht vorzubereiten. Aus dem bekannten Drei-Säulen-Modell einer Pädagogik innerhalb von Förderschulen und im Rahmen von Integrations- und Inklusionsbemühungen sowie der Begleitung von Regelschulen durch das Förderkompetenzzentrum entsteht ein wichtiges Fazit: Inklusion kann nur aus einer pragmatischen, auf das einzelne Kind zentrierte Herangehensweise erwachsen, indem die Schule sich um entsprechende Pädagogik bemüht. Inklusion ist das Ergebnis einer auf gemeinsames Lernen von Schülern mit und ohne Beeinträchtigung eingestellten Pädagogik.

Frau Prof. Dr. Ziemen berichtete aus ihren Forschungsergebnissen, die sie in einem Modell von fünf Dimensionen präsentierte. Zur ersten Dimension zählt sie die rechtlichen, gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen. Darunter zählen u.a. Antworten auf die Frage, ob und inwieweit Inklusion angelegt ist als ein Systemwechsel oder als Aufgabe einzelner Schulen. Davon abgeleitet werden kann die Frage nach den Mitteln, welche die öffentliche Hand für Inklusion zur Verfügung stellt. Wobei Inklusion weniger als ein statisches Modell als ein permanenter, offener und dynamischer Entwicklungsprozess von Schulgemeinschaften zu verstehen ist.

Die zweite Dimension betrachtet die Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten aller am Geschehen beteiligten Lehrkräfte und Teams. Es geht um Fragen nach der Schulorganisation sowie darum, inwieweit die Kooperation der Akteure (insbesondere zwischen Regel- und Förderpädagogen) untereinander erfolgreich ist, bzw. angesichts der Voraussetzungen sein kann. Ebenso dazu gehört die Frage nach der Einbeziehung der Eltern / Bezugspersonen in die diagnostischen und pädagogischen Prozesse. In der dritten Dimension geht es um den didaktischen Gesamtprozess, der aus Differenzierung, entsprechender Planung, Selbstreflexion und ständiger Evaluation heraus entsteht.

Die vierte Dimension konzentriert sich auf das Verhältnis des Schülers zum Lerngegenstand, mit dem Anspruch, dass eine wertschätzende Pädagogik gegenüber allen Schülern dabei hilft, eventuelle Stigmatisierungen zu überwinden. Dabei kommt es darauf an, inwieweit eine differenzierende und  entwicklungslogische Didaktik im gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung umgesetzt werden kann. Das Ganze basierend auf dem Konzept der Zone der aktuellen Entwicklung (nach Vygotskij: die momentane Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungskompetenz), der Zone der kommenden Entwicklung und je nach Entwicklungsstand der Frage nach der führenden Tätigkeit (Wahrnehmen, Manipulieren von Objekten, Spiel, Lernen, Arbeiten usw.). Die fünfte Dimension fragt nach der didaktischen Gestaltung vom Unterricht, bzw. danach ob und wie differenziert / individualisiert der Unterricht auf die (spezifischen) Bedürfnisse des einzelnen Schülers eingeht, bzw. eingehen kann. Wobei aus Sicht des systemischen Ansatzes zu beachten ist, über welche Gestaltungsmöglichkeiten die Schule verfügt.

KOMMENTIEREN